Machtvoll und zart

Machtvoll und zart

Orgelvesper mit Christian und Thomas Friese

magdaFürstenfeldbruck Mehr als andere Konzerte sind solche auf der Orgel an den jeweiligen Kirchenraum gebunden. Das rege Orgel-Konzertleben, wie wir es in Bruck heute fast zu selbstverständlich nehmen, begann im Jahr 1979: Nach der Restaurierung der Fürstenfelder Klosterkirche initiierte Roland Muhr den „Fürstenfelder Orgelsommer”. Im gleichen Jahr wurde am Kirchweihsonntag auch die neue Orgel der Pfarrkirche St. Magdalena eingeweiht.

Nun, nach 25 Jahren, hat sich Roland Muhr etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Orgel-Triduum an drei Tagen, bei dem jeweils Orgelduos, also vierhändiges und -füßiges Orgelspiel auf dem Programm standen. Bei der Orgelvesper zum Auftakt am Freitag musizierten die ehemaligen Muhr-Schüler Christian und Thomas Friese. Diesmal widmeten sich die Brüder französischer Orgelmusik, zunächst einigen Teilen aus Camille Saint-Saens „Karneval der Tiere”, und zwar in einer vierhändigen Klavierfassung. Die Entsprechung zwischen der „Königin der Instrumente” und dem Löwen als „König der Tiere” wurde hier sinnfällig deutlich. Machtvoll und in vollem Orgelwerk wurde der Marsch interpretiert. Die Kombination von Zweier- und Dreiermetrum wurde bei den daherschleichenden „Schildkröten” klar hörbar. Ein veritabler Kontrabass-Ersatz war der klangvolle Prinzipalbass des Pedals im „Elefanten”, und auch wenn man ein singendes Cello als „Schwan” erwartete, mühte sich doch ein Orgel-Register als (fast) adäquater Ersatz, wobei Umspielungen in hoher Lage den Hörer auch etwas ablenkten.

Das Hauptwerk war die als letzte Komposition des blinden und 1991 verstorbenen französischen Organisten Gaston Litaize entstandene „Sonata à deux”. Der Kopfsatz, mit Choral überschrieben, nahm Bezug auf die gregorianische Ostersequenz „Victime paschali laudes”. Dynamisch strahlend gerieten die Cluster des Beginns, doch fand sich die Melodie später auch in einer interessanten Harmonisierung und imitatorisch verarbeitet. Eine zarte, freitonale Melodie prägte das „Interlude” und erklang in den Teilen in ganz unterschiedlicher „Verkleidung”. Tänzerisch gab sich das Finale, doch erwies sich das Niveau der Komposition hier vor allem auch in der Reduktion auf wenige Stimmen, die sich zum Schluss hin zu vollgriffigen Akkorden steigerten. KLAUS MOHR