Meisterliches Orgelspiel

Meisterliches Orgelspiel

Coburger Tageblatt, 13.09.2004

Thomas Friese (München) konzertierte in der Johanniskirche Bad Rodach

Von Gerhard Deutschmann

„Orgel pur” erlebte man am zweiten Tag der Konzertreihe „Jazz auf den Orgeln des Rodachtals” mit dem Münchner Organisten und Chorregenten an der St.-Canisius-Kirche Thomas Friese, der in der Johanniskirche zu Bad Rodach gastierte. Der 1967 in Starnberg geborene Künstler ist neben seinem Organistenamt vielseitig konzertierend tätig, darunter auch beim Kissinger Sommer. Seit 2003 ist er überdies musikalischer Leiter des Vokalensembles Collegium Canticum, das im Oktober die 300-Jahr-Feier der Klosterkirche Irsee gestalten wird.

Thomas Friese zeigte sich in dem umfangreichen Programm als hochkarätiger Interpret mit überlegener Manual- und Pedaltechnik, improvisatorischem Geschick und sensiblem Klangempfinden.

Die vorgetragenen musikalischen Raritäten – in überwiegender Zahl künstlerisch gediegene Kompositionen mit Jazzelementen – kommentierte und erklärte er fachkundig.

Pfiffige Jazzpräludien

Durch die Manuale und das Pedal ist die Orgel in der Lage, gleichzeitig Bass-, Begleit- und Melodiefunktion zu erfüllen, weshalb sie gerade für Jazzkompositionen besonders geeignet ist, führte Friese an Klangbeispielen aus. Mit drei pfiffigen, inspirierten Jazzpräludien des Mannheimer Kirchenmusikers Michel begann der Organist farbig und abwechslungsreich registriert die Vortragsfolge. Ein vielgespieltes Zugstück sind Zsolt Gárdonyis „Mozart Changes”, die klanglich durchsichtig und gut phrasiert erklangen. Mozart „Türkischen Marsch” hat Arrangeur George Fleury mit interessanten rhythmischen und harmonischen Finessen zum Jazzstück umfunktioniert. Er erklang ebenso gestochen wie die folgenden Toccaten im Rumbarhythmus von Peter Planyavsky und Andreas Willscher.

Die Reihe der selten zu hörenden Jazzkompositionen setzte sich fort mit der dreisätzigen Dance Suite von Noel Rawsthorne, die mit einem virtuosen Doppelpedalsolo beginnt und nach einem elegischen Walzer in ein schottisch-folkloristisches Potpourri mündet. Folgerichtig schloss sich das spielerische „Rondo alla celtica” von Stamm an.

Ragtime-Zugabe

Nach dem etwas schwerblütigen „Sarasota” des Schweizers Guy Bovet bildeten zwei gekonnt jazzig angelegte Kompositionen der Hammondorgel-Meisterin Barbara Dennerlein – „Waltzing Pipes” und „Holy Blues” – den krönenden Abschluss, bei dem Thomas Friese noch einmal sein ganzes technisches und improvisatorisches Können unter Beweis stellte. Nach begeistertem Applaus der Zuhörer intonierte er noch einen flotten Ragtime als Zugabe.